Liebes Publikum,
wovon soll das Theater erzählen, zu welchen Geschichten sollten wir Sie, unser Publikum, einladen? Kriegsgeschichten, weil in der Ukraine immer noch Krieg herrscht? Klimageschichten, weil der Klimawandel uns alle umtreibt? Das könnten wir. Aber wir haben uns anders entschieden.
Zum ersten Mal bieten wir ihnen gleich zwei Premieren vor Weihnachten an. Wir tun das, weil wir das Gefühl haben, dass es gut wäre, Ihnen ein Stück mehr in der kommenden Spielzeit bieten zu können. Einen Grund mehr zu uns ins Theater zu kommen, einen Grund mehr, sich im Theater mit dem Theater an die Wirklichkeit heranzupirschen.
Einen Grund mehr auch, mit unserem Theater akute Themen zu erkunden. Wirklichkeitserfahrungen zu machen mit dem Theater – so hoffen wir.
Was soll das sein? Natürlich näher dran sein an der Wirklichkeit. Näher dran an der Erfahrung dessen, was Wirklichkeit ist. Denn das können wir nur mit der Kunst, die uns die Wirklichkeit auf Distanz hält: näher dran sein…
In der Nähe der Dinge stehen, die uns was angehen. In der Nähe dessen zu sein, was uns bewegen kann, etwas Neues zu denken, etwas Neues zu tun.
Deshalb bieten wir Ihnen „Graf Öderland“ von Max Frisch – eine wilde Moritat in zwölf Bildern – und „All das Schöne“ von Duncan Macmillan, ein kooperatives Stück: zwei ganz unterschiedliche Stücke, die zu einem Diskurs einladen über das, was möglich ist im Theater und im Leben…

Dieter Nelle

Intendant