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Sa, 20.April // 20:00 - 22:00

Glückliche Tage

Von Samuel Beckett
Deutsch von Erika und Elmar Tophoven

Mit: Martina Guse, Udo Rau

Regie: Christof Küster

Bühne und Kostüme: María Martínez Peña

»Sternstunde der Schauspielkunst« (Stuttgarter Zeitung)

Winnie verbringt lauter »Glückliche Tage« in ihrem Erdhaufen, in dem sie eingebuddelt ist. Nur ihr Oberkörper schaut noch heraus, aber sie ist guter Dinge, unterhält sich mit Willie, ihrem Mann, der schweigsam, zeitungslesend neben ihr her lebt. Winnie ist allerdings fest entschlossen, trotz Ängste und Einschränkungen, das Leben schön zu finden.

Im völligen Widerspruch zu ihrer katastrophalen äußeren Situation erscheint Winnie tatsächlich als Inbegriff eines glücklichen Menschen, der sich mit allerlei Alltagsgegenständen aus einer Handtasche vergnügt, kaum Unmut oder Niedergeschlagenheit äußert, sich über die unscheinbarsten Ereignisse freut und mit unbeirrbarem Optimismus dem Schicksal entgegentritt. Dabei versinkt sie im zweiten Teil noch tiefer in den Sandhaufen, bis nur noch ihr Kopf herausschaut. Oben bleiben, scheint sie zu sagen, immer oben bleiben. Sie hat sich eingerichtet im Ungewissen, sie lebt ihr Leben auf so engem Raum und sie ist glücklich über die Gnaden, die kleinen Hilfen, die von irgendwoher kommen.
Sie hält durch.

Beckett entwirft eine Parabel, in der wir mitbekommen, wie jemand über die naheliegendste Katastrophe hinwegsieht und meint: »Oh, dies ist ein glücklicher Tag! Dies wird wieder ein glücklicher Tag gewesen sein!«

Aufführungsrechte: S.Fischer Verlag GmbH THEATER & MEDIEN

Beckett-Stück im Stuttgarter Forum Theater

Sternstunde der Schauspielkunst

Christof Küster hat im Forum Theater Samuel Becketts Zweiakter „Glückliche Tage“ mit einem originellen, zeitbezogenen Dreh inszeniert. Das Stück ist aus mehreren Gründen sehenswert.

Julia Lutzeyer

Eine Blackbox, eingerichtet als Probebühne. Ein Tisch mit Stuhl, Beschriftungen auf dem Boden, Markierungen auf Kisten im Hintergrund, ein Stehpult und Mikrofone schaffen eine Arbeitsatmosphäre und evozieren dennoch ein Bühnenbild (Ausstattung: María Martínez Peña). In Christof Küsters Inszenierung von Samuel Becketts 1961 uraufgeführtem Zweiakter „Glückliche Tage“ für das Forum Theater in Stuttgart scheint weder die sengende Sonne über einer ausgedörrten Grassteppe noch gibt es einen Sandhügel, aus dem der lebendige Torso einer Frau ragt. Küster treibt ein doppeltes Spiel, indem er den beiden Hauptfiguren Winnie und Willi eine dritte Bühnenfigur an die Seite stellt – die des regieführenden Autors. Der Regisseur nimmt dabei Bezug auf ein als Suhrkamp-Taschenbuch vorliegendes Protokoll von Becketts Proben am Berliner Schiller-Theater. Der Willie-Darsteller Udo Rau verkörpert auch diese Instanz, die mit sanfter Beharrlichkeit keinerlei Abweichung vom Skript zulässt und für Winnie jede Geste und Tonlage präzise festlegt. Mimisch grandios, wie Martina Guse als Winnie diesen Regieanweisungen zögerlich folgt, zugleich jedoch ihren eigenen Handlungsspielraum auslotet. Geht sie zu weit, ertönt ein Warnsignal, begleitet von roten Lichtsignalen.

Durch diesen doppelten Boden wird die Stückgeschichte nicht ohne Ironie mit der aktuellen Debatte über die toxische Macht von Theaterintendanten verknüpft. Ein solcher wird Christof Küster der Funktion nach mit Beginn der nächsten Spielzeit am Theater der Altstadt sein. Erstaunlich ist, dass die eigentliche Handlung trotz dieser zweiten Bedeutungsebene keinen Schaden nimmt. Die Platzierung Winnies am Tisch genügt, um sie auf engstem Raum zu bannen. Von dort aus agiert Martina Guse so emsig wie eloquent: betet, stöbert im Sack, feilt Nägel, hängt ihren Träumen nach. In ihrer Figur pulsiert eine Lebendigkeit, die an- und abschwillt, aber nie zu versiegen droht. Mit all ihrem Tun und Plappern buhlt Winnie letztlich um die Aufmerksamkeit ihres nur noch Körpergeräusche von sich gebenden Mannes. Wie sie den Gebrechlichen von ihrem Fixpunkt aus durch den Raum dirigiert, ihn mit ihrer Energie steuert und letztlich am Leben hält, ist beste Tragikomik. Zugleich ist dieses Kräfteverhältnis aufgrund der Probenkonstellation mit Regisseur und Darstellerin exakt umgedreht. Wer gerade die Oberhand hat, ist eine Frage der Fokussierung. Wie bei einer Doppelbelichtung bleiben beide Erzählstränge jederzeit wahrnehmbar, auch wenn die Aufmerksamkeit mal mehr auf das Stück selbst und mal mehr auf dessen Einstudierung gelenkt wird. Dass das Premierenpublikum am Donnerstagabend diesem changierenden Ganzen staunend folgen konnte, liegt nicht zuletzt dem fein austarierten Zusammenspiel beider Darsteller. Chemie und Timing stimmen. Und so ist „Glückliche Tage“ ein weiteres Empfehlungsschreiben für Christof Küster und eine Sternstunde der Schauspielkunst.«

Stuttgarter Zeitung/Nachrichten, 12.04.2024 

Förderticket: EUR 25,-*
Vollzahler, Normalpreis: EUR 18,-
Ermäßigt: EUR 16,-
Schüler*innen, Student*innen, Azubis: EUR 7,-**
Kultur am Nachmittag: EUR 8,50***
Hintere Plätze: EUR 8,- ***
Sonderpreise bei Eigenproduktionen für Schulklassen
Bonuscard Kultur: Eintritt frei

Im Online-Verkauf: Eintrittspreis zzgl. Vorverkaufsgebühr. Weitere Informationen zum Thema Tickets finden Sie unter diesem Link.

Karten für „Hintere Plätze“ sind ausschließlich telefonisch über das Kartenbüro (0711 44 00 749 99) bestellbar. 

*Bei allen Eigenproduktionen: 7 Euro-Ticket für Schüler*innen, Student*innen, Azubis. Bitte Nachweis am Einlass vorzeigen. 

** Förderticket: Vielen Dank für Ihre zusätzliche Unterstützung!

***Bitte beachten Sie, dass Karten für „Kultur am Nachmittag“ und „Hintere Plätze“ ausschließlich telefonisch oder persönlich über das Kartenbüro bestellbar sind. 

Möchten Sie vor der Vorstellung etwas im Forum Café essen? Dann empfehlen wir Ihnen, sich mindestens eine Stunde vor Vorstellungsbeginn im Café einzufinden. 

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