Premiere am 3. Juni 2011

Penthesilea

Von Heinrich von Kleist

Regie: Andriy Kritenko
Musik: Jerry Willingham
Mit: Barbara Stoll

Vor 200 Jahren nahm sich Heinrich von Kleist, dem seine Zeitgenossen weitgehend nichts als Unverständnis entgegenbrachten, das Leben. Seine Stücke, von denen er keines je auf einer Bühne sehen durfte, galten lange Zeit als unaufführbar – und die ›Penthesilea‹ ist seine vielleicht kühnste dramatische Dichtung.
Sie schildert das Schicksal der gleichnamigen Amazonenkönigin, die in einen tödlichen Konflikt mit den Gesetzen ihres eigenen Volkes gerät. Dieses Gesetz besagt, daß eine Amazone sich den Mann, mit dem sie sich beim sogenannten Rosenfest verbindet, um Nachwuchs zu zeugen, nicht selbst erwählen darf. Doch als Penthesilea dem griechischen Helden Achill begegnet, entbrennt sie in leidenschaftlicher Liebe. Entschlossen, das Gesetz nicht zu brechen, aber auch unfähig, ihre Gefühle zu unterdrücken, verfällt sie in Raserei, tötet Achill und zerbricht, als sie wieder zu Besinnung kommt, an ihrem Schmerz.
Barbara Stoll hat daraus einen Monolog entwickelt, der die kraftvolle, expressive Sprache Kleists in einen Dialog mit Jerry Willinghams Musik und Naturklängen versetzt.

Mit dieser Inszenierung gewann Barbara Stoll den Laureus-Preis für die Poetische Kraft auf dem Internationalen Theaterfestival in Riga.

»Von der Enge einer Theaterbühne befreit, wechselt Barbara Stoll in Kniestiefeln und Gehrock die Rollen. Mal ist sie Erzählerin der Handlung, mal Penthesilea, mal Achill. Ihr antik nachempfundener Halsschmuck rasselt im Lauf wie ein Pferdegeschirr, Jerry Willingham erzeugt Töne und Geräusche auf Keramikobjekten und Flöten.
›Hungerheiß wie eine Wölfin nicht‹ folgt die Amazone dem griechischen Helden, denn ›Ich nur weiß den Göttersohn zu fällen‹. Den oder keinen fordert ihre innere Glut. ›Sie spannt den Bogen, daß sich die Enden küssen‹ – Kleists lyrische Sprache beglückt das Publikum. Doch das geplante Rosenfest wird zum Massaker, zum ›Purpur des Blutes‹. ›Geht heim‹, sagt die Erzählerin zum Publikum: ›Geht heim und werdet glücklich, wenn ihr’s könnt.‹« StN, 06.06.11