Premiere am 17. Oktober 2002

König Ödipus

von Sophokles

Bühnenfassung von Hugo v. Hofmannsthal

Forum Theater / Werkbühne Berlin
Regie: David Gravenhorst
Bühne und Kostüme: Clarissa Bruhn
Mit: Olga Friesen, Maarten Güppertz, Jobst Langhans und Andreas Loos

Über Theben liegt die Pest. Das Morgengrauen will der Sonne nicht weichen; die Menschen hoffen auf Ödipus, ihren König, dass er sie von der Not befreie – so wie er sie einst von der Sphinx befreit hat. Doch wie der Himmel sein Licht verweigert, verweigern auch die Götter die Erlösung, bis eine schreckliche Tat zu Tage gebracht und gesühnt worden ist: Ödipus – Vatermörder, Mustergatte und Geschwistervater – muß sich als solcher erkennen und die Strafe dafür auf sich nehmen. Der Tag sieht einen Großen stürzen, der sich, weil er seinem Schicksal zu entgehen versuchte, ahnungslos in neues Unheil begab. Im Licht der Erkenntnis blendet sich Ödipus, der Schuldige, selbst: er hat den Blick in die Finsternis seiner Vergangenheit gerichtet. Zum Schluß spricht er die Worte: »Thebaner! das ist Ödipus, der groß war / unter dem Volk und viel beneidet war. / Drum muß ein Mensch des letzten Tages harren / im Stillen, ganz im Stillen.«

»Gravenhorst konzentriert sich ganz auf Ödipus und dessen wütendes Bemühen um Klärung seiner Herkunft. Maarten Güppertz Ödipus ist ein mächtig stolzer, gleichwohl unsicherer Mensch. Ein Bürger, der zunächst nur den Mörder von Laios – seinem Vorgänger im Reich und im Ehebett – fassen will und zunehmend Angst bekommt, als sich im Zuge der Ermittlungen auch sein eigenes Schicksal aufhellt. […] Olga Friesen verkörpert Jokaste ganz gelöst, ganz als liebende Frau. Sie weiß schon bald alles – und liebt weiter. Beruhigt den Mann, der doch ihr Sohn ist, mit Argumenten, bedrängt ihn, auf die Orakel nichts zu geben. Diese Jokaste ist vielleicht die reizvollste Figur in diesem dichten wie klaren Kammerspiel.« StN, 21.10.02

»Und somit eine Inszenierung geliefert, die gerade deshalb sehenswert ist, weil sie nicht nach großem modischen Bühnenzauber strebt, sonern vor allem den zaubrischen Text im Auge hat. Sophokles – und wir – dankens dem Ensemble.« StZ, 21.10.02