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Sa., 03.Mai // 20:00 - 21:30
Forum Theater

Das Urteil

Von Paul Hengge

Mit Ralph Hönicke, Udo Rau
Regie: Edith Ehrhardt
Ausstattung: María Martínez Peña
Sound- und Videodesign:  Julia Klomfass

Der jüdische Antiquar Rabinovicz wartet bei einem Zwischenstopp von New York auf den Start seines Fluges nach Hamburg, wo er in einem Mordprozess aussagen soll. Obwohl die Maschine nicht ausgebucht ist, schenkt ihm jemand anonym ein wertvolles Buch, damit er seinen Platz einem anderen überlässt. Und dann ist da dieser geheimnisvolle Fremde, ein Deutscher, der ihn in ein Gespräch verwickelt, das bald um die Schwierigkeiten bei der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit kreist. Zunehmend wird Rabinovicz verunsichert.

Diese Geschichte umkreist die Fragen nach Flucht und Vertreibung, nach Rache und Gerechtigkeit, nach übereifriger Wahrheitssuche auf eindringliche Art, und bringt dabei zwei sehr unterschiedliche Männer in einer Art Verhör einander immer näher.

Aufführungsrechte:  Rowohlt Theater Verlag, Hamburg
25 Euro Förderticket*
21 Euro Vollzahlerticket
18 Euro Ermäßigtes Ticket**
8 Euro Hintere Plätze***
7 Euro Ticket für Student*innen, Azubis, Schüler*innen****
Sonderpreise für Schulklassen
Bonuscard Kultur: Eintritt frei

Im Online-Verkauf: Eintrittspreis zzgl. Vorverkaufsgebühr. Weitere Informationen zum Thema Tickets finden Sie unter diesem Link.

* Förderticket: Vielen Dank für Ihre zusätzliche Unterstützung!

** Als ermäßigt gelten Besitzer*innen eines Schwerbehindertenausweises

***Bitte beachten Sie, dass Karten für  „Hintere Plätze“ ausschließlich telefonisch oder persönlich über das Kartenbüro bestellbar sind. 

****Bei allen Eigenproduktionen: 7 Euro-Ticket für Schüler*innen, Student*innen, Azubis. Bitte Nachweis am Einlass vorzeigen.

Möchten Sie vor der Vorstellung etwas im Forum Café essen? Dann empfehlen wir Ihnen, sich mindestens eine Stunde vor Vorstellungsbeginn im Café einzufinden. 

Premiere im Forum-Theater: „Das Urteil“ Halten Sie sich als Jude für einen besseren Menschen?

Das Zweipersonenstück „Das Urteil“ im Forum-Theater verknüpft spannend ein Verbrechen mit philosophischer Analyse.

Cord Beintmann

Mehr als seltsam ist, was dem New Yorker Buchantiquar Siegfried Rabinovicz widerfährt. Seit 45 Jahren fahndet er vergeblich nach einer wertvollen Haggada, einem Büchlein mit Texten zum jüdischen Pessachfest aus dem Jahre 1900 – nun drückt ihm eine unbekannte Person am New Yorker Flughafen exakt eine solche Kostbarkeit in die Hand. Als Gegenleistung soll er seinen Platz nach Hamburg einer ihm unbekannten Person überlassen und einen Flug später nehmen. Nun sitzt Rabinovicz (ernst und kühl: Udo Rau) im Wartebereich und kommt mit dem Deutschen Markus Schlüter (locker-temperamentvoll: Ralph Hönicke) ins Gespräch.

Unterkühlt mit weißen Edelsesseln hat María Martínez Peña die Bühne gestaltet, auf der sich das Zweipersonenstück „Das Urteil“ (1999) von Paul Hengge entfaltet. Sehr glaubwürdig, authentisch verkörpern die Darsteller einen aufregenden Dialog. Rabinovicz soll in einem Mordprozess als der entscheidende Zeuge aussagen. Auf einem Kreuzfahrtschiff wurde er mutmaßlich Zeuge, wie der Verleger Gerd Wolf den Milliardär Hamilton erstochen hat, der den Verleger wirtschaftlich ruiniert hat. Kann Rabinovicz die Tat glaubhaft bezeugen oder nicht? Darüber entspinnt sich ein Streitgespräch zwischen dem Antiquar und Schlüter, der sich zu einem scharfsinnigen Verteidiger des Angeklagten aufschwingt. Eine besondere Grundierung erhält die Auseinandersetzung, weil Rabinovicz, Jude, in Leipzig geboren, Sohn eines Vaters, den die Nazis ermordeten und als Kind Insasse eines Vernichtungslagers, von dem furchtbaren Schicksal seiner Familie erzählt.

Die immer wieder auch philosophisch-moralistische Auseinandersetzung ist heftig. „Warum halten Sie sich für einen besseren Menschen? Weil Sie Jude sind?“, geht Schlüter den Antiquar an. „Das Urteil“ ist auch ein Stück über Kommunikation. Sehr sperrig beginnt das Gespräch der beiden Männer, dann gewinnt es an Fahrt, gegen Ende wird es existenziell. Verschiedenes macht dieses Stück interessant: Hoch gespannt verfolgt man die Analyse eines Verbrechens. Dann bearbeitet der Autor Traumata seines Protagonisten Rabinovicz, die dessen Handeln nach Jahrzehnten vielleicht noch beeinflussen – die historische Schicht des Dramas, das zudem mit einem heftigen Wortwechsel über Gerechtigkeit, Vorurteile und Manipulation aufwartet. Edith Ehrhardt (Regie) hat das alles in Dialogregie und Tempo absolut stimmig in Szene gesetzt.

StZPlus, 11.04.2025

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