Premiere am 10. März 2016
Judas
Von Lot Vekemans
Mit: Michael Ransburg
Regie: Dieter Nelle
Ausstattung: Gesine Pitzer
Eingeladen zum 12. Festival der Privattheater Baden-Württemberg 2016
Da! Das ist der Verräter. Seht ihr ihn? Da – da ist Judas! Für 30 Silberlinge verkaufte er Jesus an seine Häscher, durch seinen Verrat kommt es zur Hinrichtung am Kreuz. Und doch. Halt. Stopp: durch Judas wird der Opfertod Christi überhaupt erst möglich und ohne diese Tat gäbe es die Erlösung der Menschheit durch den Gottessohn nicht. Lot Vekemans Stück ist die Bekenntnis eines Liebenden, die Rechtfertigung eines Verurteilten und die unbekannte Geschichte des Judas Ischariot. Der Monolog fragt danach, ob Judas nur das Werkzeug des Schicksals war, ein Instrument Satans oder hatte er eigenverantwortlich gehandelt?
Judas, der Augenzeuge, berichtet von seinem Verrat, aber er rechnet auch ab mit dem was er als Verrat von Jesus am militanten Widerstand gegen die römischen Besatzer beweist. Denn: Wenn Jesus der Messias war, hätte er dann nicht als König der Juden die Römer vertreiben müssen und Judäa befreien? Und war es nicht auch Christus selbst, der Judas mit dem Verrat beauftragte, damit sich sein Schicksal erfüllen konnte?
Lot Vekemans ›Judas‹ spricht das Publikum direkt an – ohne Pathos, schildert er seinen Werdegang bis zur historischen Tat. Judas, das Monster, der geschmähte Apostel, der seit fast 2000 Jahre mit seinem Judaskuss als hässlichste Ikone dasteht, inszeniert in einem waghalsigen Monolog einen letzten Versuch, seine Tat wieder auf ein menschliches Maß zurückzubringen – auf den Judas, der wir alle sein könnten, auf den Judas in uns.