Drink.Think.Love. – Platons Gastmahl

Bearbeitung & Regie:Karin Eppler
Ausstattung: Vesna Hiltmann
Mit Michael Ransburg

1. Preis ›Monospektakel 2016‹ für besondere schauspielerische Leistung

Wer bis zur letzten Stufe der Liebe gekommen ist, indem er in richtiger Folge und Art das Schöne liebte – erst die Körper, dann der Geist – der wird am Ziel angelangt das ewig Schöne erblicken.

Der junge Agathon hatte beim Dichterwettstreit des Dionysosfest den Sieg mit einer Tragödie eingefahren. Zur Krönung dieser Ehre lud er nun zu einem denkwürdigen Gastmahl. Geladen sind der Komödiendichter Aristophanes, der Philosoph Sokrates , der Arzt Eryximachos und weitere Gäste aus der angesagten Athener Gesellschaft. Geübt im Trinken und Philosophieren, einigen sich die Gäste schnell auf einen Gesprächsgegenstand: die Liebe. In ihren Lobreden auf Eros versuchen sie das Wesen der Liebe zu ergründen – eine ebenso intelligente wie vergnügliche Abendunterhaltung. Platons Text hat nichts von seiner Strahlkraft verloren, denn mit den verschiedenen Definitionen von Liebe kämpfen Beziehungen noch heute und Karin Eppler beleuchtet charmant, auf eine uns alle betreffende, gewitzte und geistreiche Art, wie zeitlos das große Menschheitsthema Liebe sein kann. Wer Michael Ransburg in seiner faszinierenden Lebendigkeit und Verwandlungskunst in Stücken wie ›Kiki van Beethoven‹, ›Kopenhagen‹, oder ›Der Teufel und die Diva‹, erlebte, darf sicher sein: Dieser Theaterabend hat das Zeug zu etwas Herausragendem.

»Die Bearbeitung des historischen Stoffs (Regie: Karin Eppler) ist eine schauspielerische Herausforderung für Ransburg und ein Vergnügen für das Publikum. Vor dem Halbrund einer Fotolandschaft Athens tritt Ransburg in Vielfachrollen auf. Zu erleben in diesem Redewettstreit: Agathon, der Gastgeber, Eryximachos, ein Arzt, der Komödiendichter Aristophanes, Sokrates, der Philosoph, Pausanias – in homophiler Neigung zum Gastgeber – und Alkibades, praktizierender Erotiker.

In Alltagskleidung, variierend in Gestus, Stimmlage und Theorie, überbieten sich Platons Figuren – vertreten durch das faszinierende Spiel des Schauspielers. […]

Eros als Himmelsmacht. Eros als Gott der Lust. Eros als Meister der Weisheit. Eros als Wirkkraft in Kriegen. Eros als Lebensaufgabe – die Palette von Möglichkeiten wirkt wie ein üppig gedeckter Tisch.«
Stuttgarter Nachrichten, 20.01.2015

»Locker führt Ransburg in den Abend ein. Er mimt den Dichter Agathon, der einige intellektuelle Prominente zu einem Trinkgelage mit Thema eingeladen hat. ‚Was ist es mit der Liebe?‘, so formuliert Agathon die Leitfrage des Abends.
Karin Eppler ist es gelungen, Platons Text auf neunzig Minuten Theater einzudampfen und dennoch Grundaussagen zu erhalten. Ergänzt wird Platon durch heutige, bisweilen nett flapsige Zwischentexte, ohne dass dabei übertrieben wird.

Platons Text ist heute noch erstaunlich modern und absolut aufregend. Eros wird mit körperlicher Liebe und Lust verknüpft, aber vor allem als emotionale Energie beschrieben. Pausanias spricht davon, dass der Eros körperliches Verblühen ertragen könne. Die Idee von den Menschen als Kugeln, die Zeus geteilt habe und deren Hälften verzweifelt ihre passende Gegenhälfte suchten, erläutert Aristophanes. Am Schluss treibt Sokrates den Begriff des Eros weiter zu einer Theorie des Schönen. Hier wird der Text unerhört spannend. Michael Ransburg hat einen hellen, leichten und ein wenig salbungsvollen Tonfall, der gut zu Platons sehr abstraktem Text passt. Mit der Klarheit und Präzision seines Sprechens schafft er es bravourös, dem Publikum Platons Gedanklichkeit nahezubringen. «
Stuttgarter Zeitung, 21.01.2015