Premiere am 19. Juni 2014

Der Teufel und die Diva

Von Fred Breinersdorfer und Katja Röder

Regie: Dieter Nelle
Ausstattung: Gesine Pitzer
Mit: Martina Guse und Michael Ransburg
Am Klavier: Oliver Prechtl

Eine messerscharfe Komödie über Hildegard Knef , mit hinreißenden Chansons, die sogar ein Teufel singen will.

Die Knef stirbt – und wacht auf. Sie ist in der Vorhölle. Mephisto nimmt sie in Empfang. Er würde sie gerne in der Hölle haben, also startet er eine schonungslose Lebensbilanz, die alles andere als schmeichelhaft für die Diva ist. Aber die Knef ist nun wirklich nicht auf den Mund gefallen und angepasst hat sie sich nie. Sie schrieb Filmgeschichte, war die erste Deutsche, die als Star erfolgreich am Broadway auftrat und wurde als Chansonsängerin berühmt. Schließlich schrieb sie noch zwei Weltbestseller auf beachtlichem literarischem Niveau. Und obwohl Mephisto ihre Sünden und Lebenslügen aufdeckt, weiß sie sich zu behaupten: als ein schmutziger Engel – die Diva, die dem Himmel gehört. So entsteht wie nebenher das Porträt einer herausragenden, modernen Frau, die nach einem selbstbestimmten Leben suchte – als Sängerin ihrer eigenen Texte, als Selbstdarstellerin und deutscher Star, den ihre Landesleute ebenso verehrten wie verfolgten.

»Die Knef ist gestorben. Aus unserer weltlichen Sicht schon vor zwölf Jahren. Aber Fred Breinersdörfer und Katja Röder haben ihr im Forum-Theater nachgeblickt, wo Dieter Nelle ihr Stück „Der Teufel und die Diva“ inszeniert. Sie haben die Knef in der Vorhölle angetroffen, wo Mephisto persönlich sich als ihr Fan outet und sie für einen Vertrag gewinnen will, der ihr ein Dauerengagement in der Hölle sichert, ewiger Ruhm inklusive. Ein aparter Rahmen, das Leben einer schillernden Lieblingsfigur ihrer Generation Revue passieren zu lassen. […] Hier entsteht eine wirkliche Reflexion, eingebettet in munteres Spiel, in Dispute, in teuflische Ausbrüche und divenhafte Launen. Und die Frage, ob der Star den letzten Vertrag, den Pakt mit dem Teufel unterschreibt. Auf Glitzer und Glamour, den die Ausstattung von Gesine Pitzer mit leichter Hand zeichnet, muss sie auch drunten nicht verzichten, denn Mephisto ist ein eitler Fatzke, den Michael Ransburg teuflisch gut spielt. Dazu gehört natürlich die Reinkarnation der Knef’schen Chansons, zu ihrer Zeit Hits und Ohrwürmer der niveauvolleren Art, sehr subtil begleitet von Oliver Prechtl, ein wahrer Satan auf den Tasten im Frack, unter welchem dann auch noch der lange rote Rattenschwanz herausschaut.«
LKZ, 23. Juni 2014

»Sie wurde geliebt, gehasst, bewundert. Kalt gelassen hat sie niemanden.[…] Die Knef, unsere Hilde, tot. Oder doch nicht? Die Diva fühlt sich ziemlich lebendig[…]. Der Teufel muss ihr erst klar machen, dass sie in der Vorhölle gelandet ist. Und sich entscheiden muss: Himmel oder Hölle?[…] Als Schauspielerin hat die in Ulm geborene Knef in den Trümmern von Berlin ihre ersten Rollen gespielt, sie wurde zum Star in Amerika und hat später als Sängerin und Schriftstellerin ihr Publikum begeistert und verstört. Ein Leben voller Höhepunkte und Abstürze, das nochmal aufgerollt wird: Mephisto will ihre Seele haben – und Michael Ransburg gibt den Teufel herrlich schmierig und schmeichelnd, lauthals tobend und nüchtern geschäftstüchtig. Er steppt, singt und hält der Diva genüsslich ihre Abgründe vor. […] Knef wehrt sich. Martina Guse ist eine wunderbar nonchalante Hilde, die mit trockenem Humor und sparsamer Gestik das Teufelchen immer wieder abblitzen lässt. Und sie kann singen: Guse interpretiert die Chansons der Knef mit ihrer herb-rauen Stimme mal lakonisch, mal tieftraurig, mal energisch. Nie als Kopie, sondern als gefühlsstarke Interpretin mit einer erstaunlichen Bandbreite. […] Die Lieder kommentieren das Leben, das Leben mündet in den Liedern. „Deine Chansons dienen höchstens noch der Rentnerbelustigung“ droht der Teufel der Diva. Der Abend im Forum Theater beweist das Gegenteil.«
Stuttgarter Zeitung, 23.06.2014

»Die Diva stirbt, wacht auf und sieht sich in der Zwischenwelt mit dem Teufel konfrontiert. Für den ewigen Ruhm soll sie ihre Seele verkaufen.[…] Martina Guse tausch in der Rolle der Diva das Krankenhaushemd gegen ein moosgrünes Gewand. Oliver Prechtl, dem wunderbaren Begleiter am Klavier, hängte die Ausstatterin Gesine Pitzer einen langen roten Rattenschwanz ans Kostüm. Abendfüllend wetzen der Teufel und die Knef ihre verbalen Messer, berührt er wunde Punkte in ihrem Leben, dreht sich der Schlagabtausch um Mythos und Wahrheit. Sprachgewand und stimmstark lockt Michael Ransburg seine Gegenspielerin aus der Reserve. Fragil und behauptungsfähig zeigt sich Martine Guse als Knef. Mit bezaubernder Ausstrahlung und überzeugender Interpretation der Songs präsentiert sie die ambivalente Persönlichkeit der Knef, die in der Adenauer-Ära als selbstbewusste Künstlerin das Gegenbild zu den „Kernseifengesichtern der deutschen Frauen“ (Autoren-Text) abgab. Regisseur Dieter Nelle lässt den Protagonisten genügend Raum für Selbstinszenierungen; das Publikum folgt gern und schwelgt bei bekannten Songs. […] Und dann – der Ohrwurm „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ ist längst gesungen – gibt es nach herzlichem Beifall wie in einer Musik-Revue doch noch einige Zugaben.«
Stuttgarter Nachrichten, 23.06.2014