Premiere am 23. April 2022

Achtsam morden

Krimikomödie nach dem Bestseller-Roman von Karsten Dusse
Bearbeitung: Bernd Schmidt

Mit: Schirin Brendel, Stefan MaaßAndreas Petri
Regie, Bühne und Kostüme: Marcel Keller

Es läuft nicht gut für Björn Diemel. Seine Frau und sein Kind sieht er kaum, sein Beruf ist ihm verhasst. Auf Geheiß seiner Ehefrau soll Strafverteidiger Björn Diemel, der sich in seinem beruflichen Alltag bis zur Selbstaufgabe um das Wohlbefinden der organisierten Kriminalität zu kümmern hat, an einem Achtsamkeitsseminar teilnehmen, um seine Work-Life-Balance besser in den Griff zu bekommen. Was er dort lernt und erfolgreich anwendet, verändert nicht nur sein Leben, sondern auch die Hierarchie im Unterwelt-Milieu.

In der Bühnenbearbeitung rotieren drei Darsteller in neunzehn Rollen und sind höchst achtsam bemüht, der rasanten Geschichte entschleunigt auf den Fersen zu bleiben. Ihnen gelingt dabei eine humorexplosive Mischung aus Wellnessurlaub und Mordsvergnügen.

Aufführungsrechte „Achtsam morden“:  Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH

Das Forum Theater in Stuttgart bringt Karsten Dusses Erfolgsroman „Achtsam morden“ als Theaterstück heraus

von Thomas Morawitzky

Gleich zu Beginn des Stückes gibt es zwei Verweise auf Alfred Hitchcock, den klassischen Meister des Genres: Björn Diemel hebt das Messer, um eine Sekretärin zu ermorden – nur in seiner Fantasie, denn ein Achtsamkeitstraining hat er noch nicht absolviert – und nervenzerfetzende Geigen-Glissandi erklingen. Wenig später dann wendet er sich direkt ans Publikum und erklärt, was geht: Wie in der Theateradaption von „Die 39 Stufen“ spielen in „Achtsam morden“ wenige Schauspieler viele Figuren. Das Karussell der Bühnencharaktere dreht sich schneller, sobald Björn Diemel seinen Therapeuten erst gefunden hat – ein Mafiaboss erstickt im Kofferraum und auch die Sekretärin verabschiedet sich. Die Handgranate muss Diemel nicht einmal selber werfen.
„Achtsam morden“, im Forum Theater neu auf dem Spielplan, beruht auf dem gleichnamigen Erfolgsroman des Essener Juristen Karsten Dusse. Fraglos inspiriert von US-Serien wie „Breaking Bad“, schuf Dusse mit Diemel einen schmierigen Anwalt, der es sich mit Hilfe eines Achtsamkeitscoachs bequem macht zwischen Familie und organisierter Kriminalität und der entdeckt: Egal auf welcher Seite des Gesetzes sie stehen, alle wollen eigentlich nur das eine – einen Platz im angesagten Hipsterkindergarten.

Marcel Keller hat Bühne wie Kostüme gestaltet und Regie geführt. Stefan Maaß spielt den Björn Diemel; der Stress, der eben noch um sein gerissenes Grinsen lagerte, verwandelt sich allmählich in Verklärung. Schirin Brendel und Andreas Petri indes sind auf wundersame Weise alles zugleich: Anwälte und Mafiosi, Kinder und Kriminalisten, Väter, Mütter und Serviererinnen. Die Szene, projiziert auf eine Panoramaleinwand, zeigt zumeist ein Sonnenuntergangsidyll am See, in dem irgendwo die zerhäckselten Überreste des Zuhälters Dragan Sergovicz schwimmen. Andreas Petri lüftet seinen Strohhut, unter dem ein Fez zum Vorschein kommt, verwandelt sich vom brutalen Gauner Toni in den Entschleunigungsguru Joschka: Sehr komisch!

StZ/StN, 01.05.2022