Liebes Publikum,
wovon soll das Theater erzählen, zu welchen Geschichten sollten wir Sie, unser Publikum, einladen? Kriegsgeschichten, weil in der Ukraine immer noch Krieg herrscht? Klimageschichten, weil der Klimawandel uns alle umtreibt? Das könnten wir. Aber wir haben uns anders entschieden.

Zum ersten Mal bieten wir Ihnen vier Premieren an. Wir tun das, weil wir das Gefühl haben, dass es gut wäre, Ihnen ein Stück mehr in dieser Spielzeit bieten zu können. Einen Grund mehr zu uns ins Theater zu kommen, einen Grund mehr, sich im Theater mit dem Theater an die Wirklichkeit heranzupirschen.

Einen Grund mehr auch, mit unserem Theater akute Themen zu erkunden. Wirklichkeitserfahrungen zu machen mit dem Theater – so hoffen wir.
Was soll das sein? Natürlich näher dran sein an der Wirklichkeit. Näher dran an der Erfahrung dessen, was Wirklichkeit ist. Denn das können wir nur mit der Kunst, die uns die Wirklichkeit auf Distanz hält: näher dran sein…

In der Nähe der Dinge stehen, die uns was angehen. In der Nähe dessen zu sein, was uns bewegen kann, etwas Neues zu denken, etwas Neues zu tun.

Deshalb haben wir Ihnen GRAF ÖDERLAND von Max Frisch angeboten – eine wilde Moritat in zwölf Bildern – und anschließend ALL DAS SCHÖNE von Duncan Macmillan, ein kooperatives Stück: zwei ganz unterschiedliche Stücke, die zu einem Diskurs einladen über das, was möglich ist im Theater und im Leben…

Es folgen zwei weitere Premieren. WO IMMER DU BIST von der jungen Kanadierin Kristen da Silva, ein atmosphärisch schönes Spiel, das zwischen Tiefgang und Komödie changiert, und dann noch das vielleicht heiterste Stück des Endzeitvisionärs Samuel Beckett: GLÜCKLICHE TAGE, in dem es darum geht, wie wir erhobenen Hauptes und vermeintlich glücklich auf eine Katastrophe zu schliddern.

Also zwei Komödien, ernsthaft heiter und irrwitzig ernsthaft – zwei Balanceakte über die Untiefen des Lebens.

Dieter Nelle
Intendant
Wo immer du bist Forum Theater Stuttgart Premiere im Theater Stuttgart

Premiere am 15. Februar

Wo immer du bist

Von Kristen Da Silva
Mit: Schirin Brendel, Farina Violetta Giesmann, Britta Scheerer, Christian Streit
Regie: Dieter Nelle
Bühne und Kostüme: Stefan Morgenstern

»Liebevoll, komisch, ein Erlebnis, das sich oft weniger wie eine Theaterinszenierung anfühlt als vielmehr wie ein längst überfälliger Besuch bei guten Freunden. Anschauen und genießen!«
Die Schwestern Glenda und Suzanne leben gemeinsam auf der Insel Manitoulin in Kanada und verkaufen selbst gemachte Marmelade und andere Leckereien. Es ist Sommer und der Besuch von Beth, der erwachsenen Tochter Suzannes, steht an und Glenda hat Beth etwas dringendes zu sagen. Blöd nur, dass Suzanne und Beth sich wie immer gleich in die Haare bekommen und der Familiensegen sofort schief hängt. Und interessant, dass der attraktive, junge Nachbar, der das Dach des Schuppens decken soll, von Beth ganz verzückt ist. Lauter Sachen, die ablenken von der Dringlichkeit eines klärenden Gespräches. Als Beth dann auch noch mit ihren eigenen, verwickelten Geschichten ankommt, müssen sich die drei Frauen mit Dingen auseinandersetzen, die ihr Leben und ihre Beziehungen für immer verändern werden. Ein atmosphärisch schönes Stück und eine bittere, gefühlvolle Komödie, die nie sentimental wird. Kristen Da Silva ist eine der bemerkenswertesten neueren kanadischen Autorinnen.
Glückliche Tage Samuel Beckett Forum Theater Stuttgart Inszenierung Christof Küster

Premiere am 11. April

Glückliche Tage

Von Samuel Beckett
Mit: Martina Guse, Udo Rau
Regie: Christof Küster
Bühne und Kostüme: María Martínez Peña

Beckett entwirft eine Parabel, in der wir mitbekommen, wie jemand über die naheliegendste Katastrophe hinwegsieht und meint: »Oh, dies ist ein glücklicher Tag! Dies wird wieder ein glücklicher Tag gewesen sein!«

Winnie verbringt lauter »Glückliche Tage« in ihrem Erdhaufen, in dem sie eingebuddelt ist. Nur ihr Oberkörper schaut noch heraus, aber sie ist guter Dinge, unterhält sich mit Willie, ihrem Mann, der schweigsam, zeitungslesend neben ihr her lebt. Winnie ist allerdings fest entschlossen, trotz Ängste und Einschränkungen, das Leben schön zu finden.
Im völligen Widerspruch zu ihrer katastrophalen äußeren Situation erscheint Winnie tatsächlich als Inbegriff eines glücklichen Menschen, der sich mit allerlei Alltagsgegenständen aus einer Handtasche vergnügt, kaum Unmut oder Niedergeschlagenheit äußert, sich über die unscheinbarsten Ereignisse freut und mit unbeirrbarem Optimismus dem Schicksal entgegentritt. Dabei versinkt sie im zweiten Teil noch tiefer in den Sandhaufen, bis nur noch ihr Kopf herausschaut. Oben bleiben, scheint sie zu sagen, immer oben bleiben. Sie hat sich eingerichtet im Ungewissen, sie lebt ihr Leben auf so engem Raum und sie ist glücklich über die Gnaden, die kleinen Hilfen, die von irgendwoher kommen. Sie hält durch.

Wiederaufnahme am 14. März 2024

Achtsam morden

Krimikomödie nach dem Bestseller-Roman von Karsten Dusse

»Sehr komisch!« StZ/StN, 01.05.2022

Wir freuen uns auf Sie!

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