» „Nanu, was ist denn das? Sieht aus wie eine Art Leben!“, sagt Winnie in Becketts „Glückliche Tage“. Und so könnte ich das Theater beschreiben, das ich mache, das ich machen werde, das Theater, das mich interessiert und das das Publikum des Forum Theaters zu schätzen weiß. Theater wie eine Art Leben, seinem Herzschlag abgelauscht, unter seine Haut gekrochen. Seit nahezu 15 Jahren bin als Regisseur diesem Haus verbunden, seit dieser Spielzeit auch der Intendant dieses Hauses.
Im Januar habe ich „Die Perser“ von Aischylos inszeniert, ein Antikriegsstück und ein Kommentar zum Ukraine-Krieg, das wir im Mai wieder aufnehmen. Die demokratischen Athener schlagen das übermächtige Heer der Perser, geführt von einem Gottkönig, in der Seeschlacht bei Salamis und ein Weltreich ist erschüttert. Im März folgte „Paarlaufen II“ von Jean-Michel Räber in einer Inszenierung von Marcel Keller, eine absurd überdrehte Komödie, die wir auch im April spielen. In diesem Stück dreht sich alles um die Suche nach dem Glück und der Jagd nach einer Skulptur die den Titel Paarlaufen II trägt und in deren Fuß sich eine Karte befindet, die den Weg nach Eldorado weist. Im Mai kommt noch einmal unsere Erfolgskomödie „Achtsam morden“ von Karsten Dusse, dem Bestseller um den Mafia-Anwalt Björn Biemel, den ein Achtsamkeitskurs darin schult, wie man mit Mafiastrukturen Gutes tut und die Bösen gepflegt aus dem Weg räumt. Ebenfalls in einer Inszenierung von Marcel Keller.
Sebastian Scheuthle ist wieder zu Gast mit den „Vier Temperamenten“, den vier menschlichen Grundtypen, die einem das Lachen ins Gesicht zaubern. Und dann haben wir noch im Juni unser „mittendrin“ – Festival, bei dem drei Baden-Württemberger Privattheater bei uns zu Gast sein werden. Als erstes kommt das Theater Lindenhof aus Melchingen mit einem Heinz Erhard Abend „Unter eines Baumes Rinde“ mit Kompositionen von Susanne Hinkelbein und Heinz Erhardt. Dann folgt die Theaterei Herrlingen mit einem Stück nach einem Roman von Sibylle Schleicher: „Die Puppenspielerin.“ Lisa Wildmann und Britta Scheerer spielen das Zwillingspaar, das sich plötzlich nicht nur mit ihrem Puppentheater auseinandersetzen muß, sondern auch mit der Sterblichkeit. Schließlich als letztes kommt das Freiburger Wallgraben Theater mit Molieres „Der eingebildete Kranke“, jene göttliche Farce über einen Hypochonder, der nach Strich und Faden von den Ärzten ausgenommen wird.
Und zu guter Letzt im Juni und Juli: Platons Gastmahl – zum letzten Mal – mit Michael Ransburg, ein philosophisch-theatralischer Exkurs über die Liebe. Dann Benjamin Hille in „Ben – allein zu House!“ – eine autobiographische Reise zu den Wurzeln der House-Musik und zum Schluß der Spielzeit Suzan Smadis poetischer Abend nach und mit Texten von Eduardo Galleano: „Was die Wände verraten“ – über eine Wand, die spricht – über die Sehnsüchte und Träume der einfachen Leute.
Ich lade Sie herzlich ein, dieser Art Leben zuzuschauen, damit Sie erleben können, wie reichhaltig es ist.«
Aus: „Kultur“, Die Zeitung der Kulturgemeinschaft, Rubrik: EINBLICK – AUSBLICK, Ausgabe April 2023