Premiere am 02. Mai 2019

Der Revisor

GROTESKE von Nikolaj Gogol

Mit Schirin Brendel, Martina Guse, Lucia Schierenbeck, Stefan Müller-Doriat, Michael Ransburg, Udo Rau, Jens Woggon
Regie: Martin König
Bühne und Kostüme: Katrin Busching

Eine komplette Kleinstadtverwaltung tritt auf – und nicht ein anständiger Mensch darunter. Die Honoratioren erfahren durch einen widerrechtlich geöffneten Brief, dass ein Revisor aus Petersburg zur Prüfung ihrer Finanzen anreisen wird. Fälschlicherweise halten sie einen kleinen, mittellosen Beamten, der auf der Durchreise in ihrem Städtchen pausiert, für den Revisor.

Da Korruption ihr selbstverständlicher Alltag ist, drängen sie ihm Geld auf. Und er nimmt, wie sie selber nehmen. Gerne bedient er sich an der Panik der Bürger. Doch dann muss er plötzlich abreisen. Da bringt der Postmeister einen Brief, der abermals widerrechtlich geöffnet wird und…

Gogol sagte über sein Stück: „Ich beschloss alles Schlechte, das ich nur kannte, zusammenzutragen und mit einem Schlag dem Gelächter preiszugeben.“

»Ein, zwei, drei, vier, fünf Gläschen Wodka und der Revisor ist nicht mehr zu bremsen. Er springt auf den Tisch und zieht die ganz große Show ab: „Wenn ich mal ausruhe im Büro, drängen sich in meinem Vorzimmer schon die Lobbyisten und Manager. Heute die SSB, morgen der KGB und übermorgen die ganze Welt!“, prahlt der Revisor (in dieser Rolle als überzeugender Aufschneider: Michael Ransburg), und seine ihm ausgelieferte Zuhörerschaft hört ihm voll Bewunderung zu. Aber das alles ist nur scheinbar: Denn der Revisor, der aus der Hauptstadt abgesandt wurde, um in der Kleinstadt nach dem Rechten zu sehen, in der nur die Korruption und sonst wenig gedeiht, ist in Wirklichkeit gar keiner. Sondern ein kleiner Beamter, der sein Geld verzockt hat und jetzt bereitwillig die Hand aufhält, als er merkt, dass der Bürgermeister und andere Honoratioren des Ortes ihn für den angekündigten Revisor halten und mit üblichen Mitteln milde stimmen wollen. […] Diese Verwechslung und die sich daraus entwickelnden Zuspitzungen sind das Grundgerüst der Groteske von Nikolai Gogol, der in seinem Stück „Der Revisor“ das kranke russische Zarenreich aufgespießt hat: Das Geld fließt, der Revisor nimmt´s und die korrupten Stadtbewohner entlarven sich bis zur Kenntlichkeit als so eitel wie dumm und üben sich im katzbuckeln, als sei das schon immer ein Hochleistungssport.
Martin König, der hier am Stuttgarter Forum-Theater seinen Einstand als Regisseur gibt, hat die Textvorlage von John von Düffel verwendet, der das fast zweihundert Jahre alte Stück deutlich verschlankt und sprachlich aktualisiert hat.[…] Herausragend ist wieder einmal Martina Guse als Bürgermeisterin (ein wenig Genderkonfusion ist auch mit im Spiel), die sich ihre Souveränität bewahrt und nur winzige Gesten braucht, um viel auszudrücken. […]«

Stuttgarter Zeitung, 04.05.2019